Heini Widmer als: Maler / Grafiker / Pädagoge und Kunstführer / Buchautor und Publizist / Bühnenbildner
Heiny Widmer hatte einen legendären Ruf als Kunstpädagoge. Besucher kamen jeweils von weit her, um seine Museumsführungen zu geniessen. Als Zeichenlehrer an der Kantonsschule Aarau besuchte er mit seinen Schülerinnen und Schülern nicht selten auch Kunstmuseen in anderen Städten. Die folgende Begebenheit trug sich um 1960 im Kunstmuseum Basel zu:
Es fiel schon zu Beginn der Führung auf, dass die Schülerschar auf Schritt und Tritt von einem Museumswärter begleitet wurde. Letzterer schien sich für die spannenden Ausführungen Heiny Widmers ebenfalls sehr zu interessieren.
Bei Claude Monets grossformatigen Seerosenbildern geriet der Referent nun so richtig in Fahrt. Hier war der Übergang von der gegenständlichen zur abstrakten Kunst besonders augenfällig zu verfolgen: Auf weiten Arealen des Gemäldes waren keine Gegenstände mehr auszumachen, es waren nur noch Farbfelder erkennbar, die der Künstler mit kühnen Pinselstrichen in schillernden Farben auf die Leinwand gezaubert hatte. Andächtig und mäuschenstill lauschte die Gruppe Heiny Widmers leidenschaftlich vorgetragenen Erklärungen.
Wie ein Paukenschlag donnerte plötzlich ein „Haaalt!!!“ aus der Richtung des Museumswärters.
Referent und Zuhörerschaft fuhren zusammen. Unvermittelt wurde jetzt die Funktion des Aufsehers klar: Es war offenbar allgemein bekannt, dass der Zeichenlehrer aus Aarau im Überschwang der Begeisterung den Gemälden mit seinen Fingern gelegentlich allzu nahe kam, und der Aufpasser hatte die ganz banale Aufgabe, in einem solchen Fall resolut einzuschreiten.
Heiny Widmer hatte sich schon bald wieder gefasst und auch die Schülerschar lauschte wenig später weiterhin gebannt seinen Ausführungen.
Alex Grendelmeier