Welti Charles August, * 16.4.1868 Aarburg, † 15.9.1931 Aarburg
Kunstmaler, Radierer und Illustrator
Geboren als 6. Kind des Johann Heinrich Welti und der Emma, geb. Kettiger. Das Ehepaar führte eine angesehene Privatschule (Töchterinstitut) in Aarburg auf der Hofmatt. 1870 erwarb das Ehepaar ein herrschaftliches Gut an der oberen Bahnhofstrasse, in dessen westlichen Teil heute das katholische Pfarramt untergebracht ist. In dieser geistig anregenden Atmosphäre verlebte Karl (Charles) seine Jugend. Schon früh zeigte sich seine künstlerische Begabung für das Zeichnen und Malen. Er durchlief die Schulen mühelos, trat aber aus der 1. Klasse der Kantonsschule Aarau aus, um sich ganz der Kunst zu widmen.
1884 Ausbildung an der Kunstgewerbeschule in München
1887 Aufnahme an die Münchner Akademie der bildenden Künste in die Meisterklasse
des Landschafters Karl Rupp.
Gleichzeitig studierten hier: Sein Vetter Albert
Welti (1862-1912), Ernst Kreidolf (1863-1956), Wilhelm Balmer (1865-1922), Cuno
Amiet (1868-1961), Giovanni Giacometti (1868-1933) und Max Buri (1868-1915).
1889, nach der Rekrutenschule, Studium in Paris an der Académie Julian, den
Kollegen Amiet und Giacometti folgend.
Die neuen Modeströmungen hatten sie
angelockt.
Ab 1893 Wanderjahre. Italien von der Lombardei über Rom bis hinunter nach Neapel. Darauf erneut Paris, wo ein älterer Bruder als Arzt wirkte, Bretagne, Berlin und schliesslich in der Franche-Comté, dem vom Doubs durchzogenen Bauernland gleich westlich des Juras.
Immer wieder zog es ihn zurück nach Aarburg, wo er bei seinen Eltern ein stets gern gewährtes Unterkommen fand. Von hier aus führten ihn Exkursionen in die Juralandschaft, ins Voralpengebiet, insbesondere nach Engelberg und in die Lenk im Simmental.
In den späteren Jahren seines Lebens blieb seine Tätigkeit weitgehend beschränkt auf seine engere Aarburger Heimat. Er dokumentierte und deutete als Künstler seine geliebte Aare- und Juralandschaft, die ihm seit seiner Kindheit auf unzähligen Wanderungen vertraut geworden und der er im Grunde genommen stets treu geblieben war.
Selbstporträt 1898,
im Besitz des Heimatmuseums Aarburg
Charles Welti in seiner Zeit
Der grosse Durchbruch, wie er zum Teil seinen Künstlerfreunden beschieden war, blieb ihm versagt. Er hatte einen eher zurückhaltenden und selbstkritischen Charakter und konnte sich in den zahlreichen Revolutionen, welche die Jahrhundertwende prägten, nicht für eine der neuen Kunstrichtungen entscheiden.
Dies traf im übrigen auch für viele seiner Kollegen in der Region Aargau – Solothurn zu, die nur schwerlich einen Weg durch Impressionismus, Jugendstil, Kubismus, Fauvismus und Expressionismus fanden. Und schliesslich machten die zwei Weltkriege viele Kontakte zur europäischen Kunstszene zunichte und verunmöglichten neue Beziehungen.
– als Maler
Seine Malerei zeichnete sich aus durch eine gesunde
Wirklichkeitsfreude, gepaart mit feinfühlendem Erfassen zarter, oft romantischer
Stimmungen. Sein Pinselstrich ist leicht und seine Farben licht. Impressionismus
und Jugendstil sind wohl die Kunstrichtungen, die seinem Wesen am ehesten entsprachen.
– als Radierer
Er war auch ein begabter Radierer. Mit dieser Technik
hatte ihn sein Vetter Albert vertraut gemacht, und sie kam seinem Drang nach
tieferer Gestaltung seines künstlerischen Empfindens und seiner gedankenschweren
Phantasie entgegen. Monumental wirkende Blätter (Golgotha, Zorn Mosis u. a.),
aber auch Kleinwerke (Tierbilder, Marktszenen, Ex Libris) bezeugen sein graphisches
Talent.
– als Zeichner und Illustrator
Sein zeichnerisches Talent stellte
er nicht zuletzt als Illustrator von Kinder- und Märchenbüchern unter Beweis.
In seinen Illustrationen schwingt oft ein feiner Humor mit.
R. A. La Roche:
Traumland der Tiere.
Anna Burg: Was Buben tun und leiden.
Illustrationen aus „Traumland der
Tiere“, Verlag Otto Walter AG, Olten, 1945. Kommentar des Verlags: Diese Tierlegenden schriebR. A. La Roche, der Verfasser des bekannten Buches „Sie lachten ihren Jäger aus“. Die feinen Tuschzeichnungen, die den Text beleben, stammen vom berühmten Radierer Charles Welti. |
– als Wandmaler
Zeugen für seine gekonnten Wandmalereien finden
sich im Gemeindehaus Aarburg, in verschiedenen Privathäusern und im Saal des
Hotels Bären. Diese Wand- und Deckengemälde mit Szenen aus dem Leben Aarburgs
(Jugendfest, Flösserei etc.) sind jedem Aarburger vertraut, lieb und teuer.
Schliesslich soll auch erwähnt sein, dass er als Gründungsmitglied der GSMBA Aargau 1904, mit M. Burgmeier, E. Bolens, A. Weibel u.a. wertvolle Dienste in der aargauischen Künstlerschaft leistete.
Ausstellungen:
An zahlreichen Kunstausstellungen des Auslandes
(Paris, Berlin) sowie des Inlandes – auch zusammen mit Aargauer Künstlerkollegen,
wie beispielsweise Fritz Brunnhofer in der Galerie Wolfsgruber – fand Weltis
Werk gebührende Anerkennung.
1954 gedachte eine Jubiläumsausstellung der Sektion Aargau der GSMBA in Aarau der Gründer im Jahre 1904, zu denen Charles Welti gehört hatte.
1981, 50 Jahre nach seinem Tod, erinnerte eine Gedenkausstellung im Bärensaal an den prominenten Mitbürger. Sie umfasste beinahe 100 Gemälde und praktisch das ganze graphische Werk.
Quellen:
– Dr. Fritz Heitz: Charles Welti, Ein Lebensbild, Aarburger Neujahrsblatt 1983
– Biographisches Lexikon des Kantons Aargau 1803-1957